Meine außergewöhnliche Kindheit

Veröffentlicht am 29. November 2025 um 20:00

"Meine außergewöhnliche Kindheit" ist ein kurzer Artikel über das was mich geprägt im Positiven und Negativen, und was mich zu dem was ich bin gemacht hat.



Geboren am 2. Dezember 1965 in Hamburg, begann mein Leben in einer Stadt, die ich kaum kennenlernen sollte. Schon früh zog es meine Familie, meinem Vater folgend, in das ferne Ostafrika, nach Kenia. An die ersten Jahre dort kann ich mich nur bruchstückhaft erinnern, doch die Fragmente sind von einer solchen Lebendigkeit, dass sie sich tief ins Gedächtnis eingebrannt haben. Wir lebten in einem Haus direkt am Meer, umgeben von Weite und Stille – kein Nachbar, kein Lärm, nur das Rauschen der Wellen. Es war eine Welt, die meine kindliche Seele prägte, und selbst Jahre später, als ich den Strand wieder besuchte, spürte ich sofort ein Gefühl von Heimat, auch wenn der Ort sich radikal verändert hatte. Hotels, Touristen, Menschenmengen – die unberührte Idylle meiner Kindheit war verschwunden, doch die Erinnerung an sie ist unvergänglich.

 

Ich besuchte eine amerikanische Schule, klein, überschaubar, mit wenigen Schülern. Deutschland war in den 1970er Jahren im Ausland nicht besonders beliebt, das spürte man oft, doch in meiner kleinen Schulwelt schien das keine Rolle zu spielen. Ich lernte Englisch fast wie meine Muttersprache, während Deutsch eher nebenbei kam. Diese sprachliche Dualität wurde bald zu einem Schlüsselthema meines Lebens. Als ich mit 13 Jahren nach Deutschland zurückkehrte – nach Bonn – stand ich vor der Herausforderung, mich in einer Sprache zu behaupten, die mir noch fremd war, und gleichzeitig in einer Gesellschaft anzukommen, die für mich noch neu war. Der erste Schritt auf diesem Weg war das Internat. Zunächst kam ich auf den Birklhof, eine Schule mit allem, was man sich wünschen konnte: Skilift, Tennisplätze, großzügige Räume. Doch etwas Entscheidendes fehlte: das Gefühl von Heimat. Es war alles perfekt arrangiert, aber es fehlte die Nähe, die Verbindung zu Menschen, die Vertrautheit, die man braucht, um wirklich anzukommen.

 

Der Wechsel auf die Odenwaldschule war ein Wendepunkt. Dort fand ich endlich das, wonach ich unbewusst gesucht hatte: ein Gefühl von Gemeinschaft, von Nähe, von Akzeptanz. Die Schule war mehr als ein Lernort; sie war ein lebendiger Organismus, in dem jeder seinen Platz finden konnte. Ich erinnere mich an Tage wie den „Blauen Wurm“, an denen die Schüler sich zusammenschlossen, um die Lehrer auf humorvolle Weise herauszufordern. Einmal trugen wir das Auto des Schulleiters in die Mensa – ein Streiche, die Ärger verursachten, aber gleichzeitig den Geist der Gemeinschaft und das Vertrauen untereinander stärkten. Diese Momente, die heute vielleicht wie Anekdoten klingen, waren es, die das Gefühl von Heimat prägten und meine Jugend so unvergesslich machten.

 

Die Jahre an der Odenwaldschule waren prägend. Ich schloss dort mein Abitur ab, doch wichtiger noch: Ich lernte, was es bedeutet, Teil einer Gemeinschaft zu sein, wo Menschlichkeit, Humor und Zusammenhalt über allen akademischen Leistungen standen. Ich erinnere mich an die kleinen Rituale, die gemeinsamen Streiche, die Momente der Freiheit – all das bleibt lebendig, wenn ich zurückblicke. Diese Erinnerungen sind nicht nur nostalgisch; sie sind Teil dessen, wer ich heute bin.

 

Meine Lebensgeschichte, von den einsamen Stränden Kenias bis zu den lebhaften Gängen der Odenwaldschule, ist geprägt von Bewegung, Anpassung und der Suche nach einem Ort, den man Heimat nennen kann. Orte verändern sich, Menschen verändern sich, und doch bleiben bestimmte Gefühle – das Glück, die Geborgenheit, die Gemeinschaft – zeitlos. Die Erinnerungen an die Kindheit in Kenia, die ersten Schritte in Deutschland und die prägenden Jahre im Internat sind kostbare Schätze, die ich stets in mir tragen werde. Sie erinnern daran, dass Heimat weniger ein Ort ist als ein Gefühl, das wir in uns tragen, egal, wohin uns das Leben führt.