Philip Dönhoff: Seine Zeit an der Skandalschule Odenwald

Veröffentlicht am 7. Juli 2024 um 22:00

Philip Dönhoff erinnert sich an die Odenwaldschule als Ort der Freiheit und Bildung – und erkennt erst heute, dass er „Glück“ hatte: Nicht alle Schüler wurden verschont, besonders arme Stipendiaten litten unter systematischem Missbrauch.

 

Heppenheim/Berlin – „Es war eine der besten Schulen Europas.“ So beschreibt Philip Dönhoff rückblickend seine Zeit an der Odenwaldschule. Für ihn war das Internat, an dem er sein Abitur machte, ein Ort der Bildung, der Freiheit und der Gemeinschaft. „Ich mochte die Schule, das Lernen, das Miteinander.“

Er war lange Teil dieser Welt – bis die Medien Jahrzehnte später einen der größten Missbrauchsskandale der deutschen Bildungsgeschichte ans Licht brachten. Über die schrecklichen Ereignisse wusste Dönhoff in seiner Zeit nichts. „Ich hatte Glück“, sagt er heute, nachdem er mit ehemaligen Mitschülern gesprochen hat.

Die Gespräche zeigten ihm, dass nicht alle diese Chance hatten: Kinder aus wohlhabenden oder angesehenen Familien, wie er selbst, seien oft verschont geblieben. Schüler aus ärmeren Verhältnissen, die über Stipendien an die Schule kamen, waren häufiger Opfer. Viele von ihnen hatten keine Familie, die nach ihrem Schutz fragte.

Für Dönhoff bleibt die Erfahrung ambivalent. Die Schule habe ihn geprägt und ihm Möglichkeiten eröffnet, gleichzeitig aber offenbar ein System verborgen, das Schwächere gefährdete. "Es ist bitter, zu sehen, dass Idealismus nicht Automatisch Schutz bedeutet"