über Philip Dönhoff und Petra Herzmann, Ein Projekt gegen Extremismus und als Antwort auf die Antentate von 1992, in den Jugendliche Flüchtlingsheime anzündeten.
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Wenn Jugendliche wieder einmal durch extremistische Taten in die Schlagzeilen geraten sind, schreit die Nation auf. Doch dann ist das Kind auch schon in den Brunnen gefallen. Die Jugendinitiative "step 21" setzt hingegen auf Prävention durch Kreativität - mit multimedialen Mitteln.
Hamburg, Baumwall. Ein schöner Ort für ein Büro. Zwar rattert alle paar Minuten die Bahn vorbei, dafür ist dies aber einer der Plätze, von denen es einen der besten Blicke auf die Elbe und den Hafen gibt. Die Büros von "step 21 - Der Jugendinitiative für Toleranz und Verantwortung" liegen im 5. Stock. Der Blick auf das Fleet, das ein paar Meter weiter links in die Elbe mündet, ist von einem Gerüst und darüber hängenden Planen verstellt. Ab und zu schlurft ein Arbeiter draußen an der Fensterfront vorbei.
Die Büroräume des 1998 als gemeinnützige GmbH gegründeten Unternehmens sind in weiß gehalten, die Schreibtische mit Unterlagen überladen. An den Wänden hängt nur wenig: Eine Uhr, ein getupftes Bild im Rahmen. Am Ende des langen Flures, den sich "step 21" mit einer anderen Firma (ein schwarzer Hund ist deren Markenzeichen) teilt, steht ein Graffiti gegen die Wand gelehnt.
"Das hat der Hauptdarsteller aus dem Film "Crazy" gemalt." Philip Graf Dönhoff, 34, geht voraus in eines der Büros und setzt sich mit dem Rücken zur Fensterfront an einen runden Tisch. Er ist Projektleiter Medien bei der Jugendinitiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, mit den Themenschwerpunkten Verantwortung, Toleranz, Zivilcourage und Engagement Jugendlichen zwischen 12 und 18 Anreize zu geben, sich mit ihrer Umwelt auseinander zu setzen.
Denn wenn wieder einmal die Suche nach Gründen für die Ausraster von Jugendlichen beginnt, wird - anstatt nach Lösungen zu suchen - nicht selten mit dem Finger einfach auf Lehrer und Schulen gezeigt. "Doch die können nicht für alles verantwortlich gemacht werden, was gesellschaftlich gerade schiefläuft." Petra Herzmann, 31, hat neben ihrem Kollegen Dönhoff Platz genommen. Sie ist Projektleiterin Pädagogik bei "step 21" und weiß, dass Konzepte dringend nötig sind. Hier kommt die Organisation am Baumwall ins Spiel.
Anlass zur Gründung der gemeinnützigen GmbH waren für die Geschäftsführerin und Mitgesellschafterin Sonja Lahnstein-Kandel die Brandanschläge mit extremistischem Hintergrund in Solingen und auf die Lübecker Synagoge vor rund sieben Jahren. "Das war eine Privatinitiative von ihr", so Philip Dönhoff. "Man muss was Langfristiges machen und nicht nur kurzfristig denken."
Zum interaktiven Konzept der Organisation gehören drei Elemente:
- für Schulen und Jugendzentren erstens ein multimediales Köfferchen, die step 21-Box,
- zweitens für den außerschulischen Bereich die Internetseite und
- drittens ein Netzwerk von Aktionen, Wettbewerben und Unterstützern bundesweit.
Der Inhalt der Box ist als Handwerkszeug für interessierte Lehrer und Jugendliche gedacht, um auf spielerische Weise mit gesellschaftlich aktuellen Themen umzugehen. Wenn Computer vorhanden sind - und "die meisten Schulen haben mittlerweile einen Computerraum", so Herzmann - können Comics hergestellt oder Musik gemacht werden.
"Vielleicht kommen kreative Lehrer ja auf die Idee, Hesse mal als Vorlage für eine Vertonung zu nehmen. Ein Hesse-Rap, das fänd' ich ganz witzig. Ich seh' die Box ja eher als Nicht-Pädagoge." Dönhoff lehnt sich amüsiert in seinem Stuhl zurück.